Das LMS, Lernmanagementsystem, Moodle interessiert mich schon lange. Jetzt habe ich es mal auf meinem Plesk-Server installiert und beginne es anzupassen. Ein erster Rück- und Überblick nach der Installation und ersten Versuchen.

Wer verwendet denn Moodle?

Auf der Website https://stats.moodle.org/ findet man immer die aktualisierten Zahlen der dort registrierten Moodle-Sites. Die Anzahl der wirklichen Anwender ist da noch viel größer. Zum 26. November 2020 zeigen diese Statistiken

  • 191.000 Websites, die Moodle installiert haben, auf denen
  • 32 Millionen Kurse laufen, in die
  • 245 Millionen Kursteilnehmer/innen (Mehrfachnennungen)
  • in 249 Ländern eingeschrieben sind.

Solche große Zahlen beruhigen: Da macht man wohl nichts falsch, wenn man auch auf Moodle setzt.
Und Moodle kommt auch mit vielen eingeschriebenen AnwenderInnen/KursteilnehmerInnen/Schülern zurecht: 7 Moodle-Sites bedienen sogar mehr als eine Million Kursteilnehmer/innen.

Wer verwendet Moodle in Österreich

Derzeit sind 1.175 Websites in Österreich registriert, die Moodle installiert haben. Darunter Bildungseinrichtungen wie die UNI oder TU Wien, das BFI, das BBRZ oder der TÜV-Austria, aber auch Firmen wie die Agrana, austrocontrol, Fronius, Kapsch, Knapp oder pewag.

Als einzigen zertifizierten Implementierungs- und Entwicklungs-Partner in Österreich zeigt die Moodle Website die Firma eDaktik GmbH von DI Andreas Hruska aus Purkersdorf bei Wien.

Was kostet Moodle?

Den EntwicklerInnen viel Arbeit. Das System wurde 1999 von Martin Dougiamas als freie Software (nicht im Sinne von Freibier, trotzdem gratis) veröffentlicht und steht unter der GNU General Public License, Version 3.
Spenden kann und soll man – einmalig oder monatlich – unter https://moodle.com/de/spenden/.

Wie installiere ich Moodle?

Da wird man wohl einen eigenen Server benötigen. Die aktuelle deutschsprachige Installationsanleitung findet sich unter https://docs.moodle.org/310/de/Installation. Eventuell gibt es ja eine neue Version.

Mein Server wird von der Software Plesk verwaltet, da hatte ich drei Probleme:

  • Zum einen musste ich MySQL/MariaDB updaten. Da fand ich im Plesk Support-Forum eine sehr gute Anleitung, dies mit Root-Rechten per SSH zu erledigen. Hätte ich keine Root-Rechte am Server, wäre das schwierig geworden. Übrigens: In der Datenbank muss als Zeichensatz utf8md4 definiert sein – ist bei mir der Fall, ich erhalte trotzdem Warnungen.
  • des weiteren erwartet Moodle einen „moodledata“-Ordner, der ausserhalb des Webverzeichnisses (meist httpdocs) – oder anders gesagt – parallel zu httpdocs angelegt wird: in Plesk ein Klacks. Das Verzeichnis könnte zwar auch innerhalb des Webroots liegen – was bei normalen Hosting-Angeboten die einzige Lösung ist), dann aber mit einer .htaccess-Anweisung geschützt – davon wird aber abgeraten. In diesem Verzeichnis landen zuerst alle Installationsdateien, da sollte sich niemand einschleusen können.
  • Und dann musste ich nach Abschluss der Installation auch noch einen Cron-Job anlegen (Scheduled Tasks/Aufgaben heisst das in Plesk), der minütlich laufen sollte. Da das in meinem Fall noch ein Testsystem ist, läuft der mal halbstündig. Den Hinweis, dass dieser Cronjob bei mir nicht (später zu selten) läuft erhielt ich, als ich die ersten Plugins installierte. Das führt uns zum nächsten Punkt:

Welche Erweiterungen (Plugins) sind bei Moodle empfehlenswert?

Momentan sind knapp 1.000 Entwickler registriert, die 1.751 Erweiterungen anbieten: eine schwere Auswahl.
Hilfreich sind bei dieser Frage wieder Statistiken: Was wird denn meistens auf Moodle-Servern zusätzlich installiert? Ein bisschen vorsichtig muss man da aber auch sein – vor allem bei bereits lang gedienten Softwareprodukten, da sollte man nicht die Statistiken über die Jahrzehnte sondern die des letzten Jahres genauer betrachten. Bei WordPress führte da z.B. ein Fotogalerie-System mit 18 Millionen Einträgen, die Blüte dieses Systems lag aber schon 7-10 Jahre zurück …

Was sind nun die Top-10 Moodle Plugins: https://moodle.org/plugins/stats.php

  1. Integration von Konferenz-Systemen. Zu nennen sind hier
    • BigBlueButton: kann man sehr einfach und rasch installieren. Verbindet sich dann einmal mit einem freien Konferenzserver, was für Testzwecke reicht. Aber eigentlich sollte man seinen eigenen BigBlueButton-Server (auf dem sonst nichts läuft) installieren oder mieten.
    • Zoom: Das funktioniert aber nicht mit einem Gratis-Zoom Account, sondern da benötigt man eine Business- (ab ca. 140 € jährlich) oder Education-Lizenz bei Zoom
    • Jitsi. Auch da scheint ein eigener (zweiter) Konferenz-Server empfehlenswert, auf den ersten Blick verträgt sich aber Jitsi besser mit anderen Websites auf einer Maschine als das dominante BigBlueButton System
    • WebEx von Cisco. Das kostet sicher Geld, funktioniert aber sehr stabil.
  2. An zweiter Stelle ist die Erweiterung H5P zu nennen. Moodle selbst bietet in das Basis das Wichtigste, was man so in einem Lernsystem benötigt. Allerdings wirkt die Oberfläche etwas altbacken und sind die Elemente nicht wirklich responsive: So habe ich beispielsweise Abbildungen in Aufgaben mit 800-Pixel-Breite eingebunden: die sind in der Webversion schön sichtbar, wenn man die linke Navigationsleiste ausblendet. In der Moodle-App auf meinem iPhone sind dann aber nur mehr so ca. 700 Pixel sichtbar und das Bild läßt sich nicht scrollen oder verkleiner/-grössern.
    Bei den Aufgabentypen hat da nun H5P schwer nachgebessert.
  3. Mehrere Erweiterungen erlauben die Gestaltung von eigenen Zertifikaten/Teilnahmebestätigungen/Zeugnissen/Certificates. Zu nennen sind hier in der Reihenfolge der Downloads
    • Custom Certificate
    • Simple Certificate usw.

Zu den Erweiterungen (PlugIns) ein kurzer Warnhinweis: Da ist man dann halt von externen Entwicklern/Entwicklungsgruppen abhängig. Man sollte sich jede zusätzliche Installation gut überlegen. Plugins laufend (!) updaten, da da halt auch oft Sicherheitslücken übersehen worden waren. Im Normalfall aber sehr rasch wieder geschlossen werden. Ich empfehle hier nicht zu warten und am besten automatisch jeweils die neueste Version sofort zu beziehen – oder zumindest einmal täglich (wöchentlich kann schon zu selten sein) auf Updates zu überprüfen.

Bei der Integration von Konferenzsystemen werde ich für mein Moodle eine Entscheidung treffen. BigBlueButton, Zoom, Jitsi und Microsoft Teams werde ich genauer evaluieren. Wahrscheinlcih werden es am Ende aber mindestens zwei Systeme werden, die verwendet werden können und wo die Wahl bei den TrainerInnen liegt.

Welche Themes / Layouts sind bei Moodle verbreitet?

In der obigen PlugIn-Statistik werden auch mehrere Themes im Top-Download-Bereich genannt.

  • Die Nummer 1 bei den Downloads ist momentan Moove, ein responsibles Layout/Theme, entwickelt von Willian Mano Araújo für Moodle, das auf über 16.000 Moodle-Sites installiert ist und auch bereits 3.10 unterstützt.
    Die freie Version findet sich unter https://moodle.org/plugins/theme_moove, die Bezahlversion unter https://pluginstore.conecti.me/plugins/theme_moove. Bei jährlicher Bezahlung kostet das $ 43,-, eine Lifetime-Lizenz kostet $ 120,-. Sollte das Layout Gefallen finden, dann empfehle ich die Lifetime-Lizenz: So erhält man immer die allerneuesten Updates und schließt damit eine Sicherheitslücke.
    Zum Testen kann man ja mal probeweise die Gratis-Version installieren.
  • Auch sehr beliebt ist das freie Theme Adaptable, das auf 18.000 Moodle-Sites läuft und ursprünglich für die britische Coventry Universität entwickelt wurde.
  • Interessant und optisch sehr ansprechend und ein aktuelles Design bietet auch Eguru, das auf 8000 Moodle-Sites läuft. Es bezeichnet sich alt „ultraresponsive“ Theme und wäre optisch meine 1. Wahl. Momentan stammt aber die aktuellste Fassung vom 30.7.2020 und unterstützt Moodle 3.9, ich habe aber gerade 3.10 installiert. Wenn da in nächster Zeit eine aktuelle Version für 3.10 erscheint, ist das meine 1. Wahl.
  • Auch dem freien Layout Academi, das auf 6.790 Websites läuft und aus Indien kommt, fehlt noch die die 3.10er Version. Auch ein modernes, aber konservativeres Layout. Mich irritieren die „aktuellen“ Weihnachtswünsche von 2018 auf deren Website https://www.lmsace.com/, wo sich noch weitere hübsche Themes finden.
  • Snap ist ein modernes Theme, das auf etwas 2.000 Websites läuft und auch noch nicht 3.10 unterstützt. Wird aber wohl, wie bei den anderen oben genannten, auch bald kommen.
  • Unter den Top Themes rankt auch Fordson von Chris Kenniburg, offensichtlich gut supportet, bietet wie Moove auch bereits die 3.10er Unterstützung und glänzt mit einer Jitsi-Integration, die automatisch bei allen Kursen nach der Anlage schon da ist. Mit knapp 9.500 Websites sehr weit verbreitet – wirkt aber optisch bereits etwas in die Jahre gekommen, hat aber auch einige moderne Seitenvorlagen an Bord.
  • Ein Sonderfall ist das Office 365 Teams Theme: Da muss man sich vorstellen, dass jemand MS Teams betreibt, in das er dann Moodle einbinden will. Da hat er dann beispielsweise mit der Navigation, dem Header und Footer etc. von Moodle wenig Freude, da das ja schon in Teams existiert. Da ich einen Microsoft/Office Account und mein privates SharePoint seit etwa einem Jahrzehnt habe, ist das auch für mich interessant. Wäre auch toll, wenn man Moodle mit zwei Themes gleichzeitig ansprechen kann: Einmal die Stand-Alone-Version, einmal die in den Microsoft-Stack integrierte Fassung derselben Kurse.

Eguru, Moove, Adaptable, Fordson (wegen Jitsi) und das Office 365 Teams Theme werde ich mir mal näher ansehen und später darüber berichten.

Wie erfolgt die Kurserstellung in Moodle?

Ohne momentan näher darauf eingehen zu wollen: einfach. Ich habe mich sehr schnell zurecht gefunden und erste Lernelemente wie Aufgaben (Hausübungen) oder Bücher (ein Bilderbuch mit mehreren Seiten) eingerichtet.

Um auch die Elemente von HP5 verwenden zu können, fehlen noch ein paar Installationsschritte, die ich zusammen mit den Möglichkeiten in einem eigenen Beitrag dokumentieren werde.
Stay tuned!

PS.: Wofür steht eigentlich M.o.o.d.l.e.?

Das Akronym Moodle stand ursprünglich für „Modular Object-Oriented Dynamic Learning Environment“. Wieder was gelernt.