Alfred Komarek

Alfred Komarek

Als pubertierender Jugendlicher gab es nur eine Sendung – neben dem Schalldämpfer –, die ich nicht versäumen wollte: „Melodie exklusiv“, eine vom Autor Alfred Komarek (siehe Photo von Christian Forcher​) gestaltete und von Meinrad Nell und Ingrid Gutschi gesprochene Sendung. Sie lief von 1971 bis 1980 auf Ö3, zuerst halbstündig und ab 1975 einstündig.

Die Sonntag Abende verbrachte ich also von 22:00–23:00 Uhr in der 2. Hälfte der 1970er Jahre vor dem Radio und erfreute mich an sonst im Radio nicht gespielter anspruchsvoller Folk- und Folkrockmusik:  Joan Baez, „Peter, Paul & Mary“, Pete Seeger, Arlo Guthri, Leonard Cohen, Gordon Lightfoot, Kris Kristofferson, Phillip Goodhand-Tait, aber auch die österreichischen Formationen wie den Milestones und den Schmetterlingen gehörten diese Abende:
Das war die Musik, die ich liebte, selbst sang und auf meiner Western-Gitarre begleitete.

„Geschichten vom Alfred“

Alfred Komarek: Spätlese (Buchcover)

Alfred Komarek: Spätlese (Buchcover)

Die dazwischen eingestreuten „Geschichten von Alfred“  behandelten die Irrungen und Verwirrungen des „alter egos“ des Autors Alfred Komarek, betörend schön gesprochen von Ingrid Gutschi und Meinrad Nell. Die Absetzung dieser Sendung habe ich dem ORF nie verziehen.

„Zum Beispiel Mode“

„Als er sie traf, am frühen Morgen, trug sie ihr bestes Blumenkleid, bunt und kostbar, die Blüten geschlossen.
Als er bei ihr blieb, in den Tag hinein, öffneten sich die Blüten und er verirrte sich ein wenig zwischen Tausendschön und Himmelschlüssel.
Als er dann noch nicht gehen wollte, am späten Abend, nahm sie das Kleid, legte es zu den anderen Kleidern und blühte selbst ein wenig.“ (Seite 189)

„Geschichten vom Alfred“

…Entschlossen traf er ein Fräulein. Es ist gestattet?
Aber ja doch. Gurrte sie und fuhr fort: Sei nur ein Mann, oh du mein Alfred. Knüpf deine Krawatte an den nächsten Ast, wirf deinen Schreibtisch aus dem Fenster, lies deinem Terminkalender die Leviten und sag deinem Chef, er müsse dich die nächsten zwei, drei Ewigkeiten entbehren. 

Setz Segel, Alfred, nimm Kurs auf mich.

Sie meinen …, Alfred kramte aufgeregt nach seinem Du-Wort, ich könnte landen?
Bedaure! Kam es zurück. Ich habe ein Riff… (Seite 207)

Beide Auszüge aus: Alfred Komarek: Spätlese: Texte aus vier Jahrzehnten, Haymon-Verlag, Innsbruck 2007.


 

Kommentar von Ingrid Gutschi vom 6. 6. 2011

Nach so vielen Jahren!
Um ganz ehrlich zu sein, freut es mich!

ganz herzliche grüsse!

Ingrid Gutschi

Kommentar von Fritz Spiegel vom 7. 11. 2011

Mir ging es ganz genau so! Die unmögliche Sendezeit machte mir aber schwer zu schaffen.
Zu einer Uhrzeit wo ich als Jugendlicher (auch Bj 62) unbedingt unterwegs sein musste um andere zu treffen, war ich immer hin und hergerissen zwischen Sendung und dem Leben. Jede Sendeminute die ich versäumt habe, tat mir weh.

Gerade auf der Suche nach einem Lied das ich einmal in dieser Sendung gehört habe, bin ich auf diese Seite gestoßen.

lg Fritz Spiegel

Kommentar von Joachim Weichert vom 18. 2. 2012

Sehr geehrte Frau Gutschi,
herzlichen Dank für Ihre wunderbare Stimme, der ich auch heute noch wie verzaubert lauschen kann, wenn ich meine alten MC-Aufnahmen abspiele – und wenn sie noch so rauschen und kratzen. Ich höre sie selbst nach so langer Zeit immer noch und immer wieder gerne.
Herzliche Grüße aus Zeitlofs in Unterfranken, Bayern
Joachim Weichert

Kommentar von Joachim Weichert vom 18. 2. 2012

Sehr geehrter Herr Mucha,

ich war ganz überrascht, als ich eben Ihren Text oben gelesen habe. Das hätte ich auch so schreiben können – ich bin Jahrgang 1959. Und genau sehr freue ich mich , einen „Gleichgesinnten“ getroffen zu haben. Bis vor einiger Zeit kannte ich niemanden der damals ME gehört hat, geschweige denn, so begeistert da von war so wie ich.  Es war einfach eine geniale Sendung. Ich konnte die letzten Jahren leider auch nicht mehr zuhören, da ich dann zum Studium in Augsburg war, wo ich Ö3 nicht hören konnte. Über YouTube habe ich zumindest manches der Musik von damals wieder gefunden, seit mir meine Kinder gezeigt haben, dass es das gibt und wie es funktioniert – manchmal ist das Internet auch zu was nütze. Und es ist schön, jetzt wieder Lieder zu entdecken, die ich mehr als 3 Jahrzehnte nicht mehr gehört habe.
Herzliche Grüße aus Bayern (genauer: Unterfranken)

  Ihr Joachim Weichert

PS: Unter http://www.slartybart.ch/p_geistundseele_melodie.html findet sich noch ein begeisterter ME-Hörer, Urs aus der Schweiz, der manches als  mp3-Dateien gesammelt hat.